
Die deutsche Wirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer nähern sich dem Ruhestand, doch geeignete Nachfolger sind oft schwer zu finden. Besonders im Mittelstand, dem Rückgrat unserer Wirtschaft, wird (laut aktuellen Studien) die Zahl der zu regelnden Nachfolgen in den kommenden Jahren weiter steigen.
Eine erfolgreiche Übergabe ist jedoch mehr als ein wirtschaftlicher oder juristischer Vorgang – sie ist ein Generationenprojekt, das Vertrauen, klare Kommunikation und gemeinsame Werte erfordert. Wer die Planung zu spät beginnt, riskiert wirtschaftliche Verluste und den Verlust des eigenen Lebenswerks.
Das Mittelstands-Forum Allgäu 2025, ein Kooperationsprojekt der IHK Akademie Schwaben, der IHK Schwaben und GRANDE + PARTNER, widmete sich daher zentralen Fragen: Wie gelingt ein erfolgreicher Generationswechsel? Welche Rolle spielen zwischenmenschliche Faktoren? Und wie können Übergeber und Übernehmer die Zukunft des Unternehmens verantwortungsvoll gestalten?
Rückblick: Unternehmensnachfolge im Fokus des Mittelstands-Forums Allgäu 2025
Das Mittelstands-Forum Allgäu 2025 widmete sich einem zentralen Thema: der Unternehmensnachfolge. Ziel war es, Unternehmen für die Herausforderungen und Chancen dieses Prozesses zu sensibilisieren, fachliche Impulse zu geben und den Austausch zu fördern. Dabei brachten alle drei Partner ihre spezifischen Kompetenzen mit ein.
Den Auftakt bildete ein Impulsvortrag zum Phasenmodell erfolgreicher Nachfolgen, ergänzt durch Hinweise der IHK Schwaben zu kostenfreien Unterstützungsangeboten. Besonders greifbar wurde das Thema durch persönliche Erfahrungsberichte von Unternehmerinnen und Unternehmern, die den Generationswechsel bereits erlebt haben oder gerade durchlaufen.
In einer interaktiven Fallberatung konnten Teilnehmende ihre Fragen in Kleingruppen besprechen und sich ihrer Nachfolgephase zuordnen. Der kollegiale Austausch bot neue Perspektiven und individuelle Lösungsansätze.
Das Forum bot zudem viel Raum für persönliche Gespräche und Vernetzung – über Branchengrenzen und Nachfolgephasen hinweg. Das große Interesse unterstrich den hohen Wert dieser Plattform für den Mittelstand im Allgäu.

Orientierung im Übergabeprozess – das Phasenmodell und der Blick auf Familienunternehmen
Franz Grande und Ingo Tiedemann von GRANDE+PARTNER eröffneten das Forum mit einem Impulsvortrag zur erfolgreichen Unternehmensnachfolge. Im Zentrum stand ein praxisnahes Phasenmodell, das den Übergabeprozess in klar strukturierte Etappen gliedert – von der Suche einer geeigneten Nachfolge über den schrittweisen Einstieg bis hin zur vollständigen Übergabe und eigenständigen Führung. Dabei wurde deutlich: Eine erfolgreiche Nachfolge braucht Zeit, Vertrauen und Klarheit in der Rollenverteilung.
Besonders interessant war der ergänzende Blick auf Familienunternehmen, in denen neben wirtschaftlichen auch emotionale und eigentumsbezogene Interessen eine Rolle spielen. Diese drei Systeme – Unternehmen, Familie und Eigentum – verfolgen oft unterschiedliche Ziele, was den Prozess zusätzlich erschwert. Umso wichtiger ist es, mögliche Zielkonflikte frühzeitig zu erkennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Das Zusammenspiel aus strukturierter Herangehensweise und Verständnis für zwischenmenschliche Dynamiken bot den Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihren eigenen Nachfolgeweg.

Nachfolge im Zahlen- und Erfahrungscheck – Perspektiven aus der Region
Im zweiten Fachbeitrag gab die IHK Schwaben einen fundierten Überblick zur aktuellen Nachfolgesituation im Allgäu. Die demografische Entwicklung zeigt deutlich: Viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind über 50 Jahre alt, ein Viertel sogar über 60 – doch es gibt immer weniger potenzielle Nachfolger. Diese Schieflage stellt den regionalen Mittelstand vor große Herausforderungen.
Neben Zahlen und Trends beleuchtete die IHK auch typische Hürden im Nachfolgeprozess – etwa emotionale Bindungen, Unsicherheit bei der Bewertung oder der richtige Übergabezeitpunkt. Übernehmende wiederum sehen sich häufig mit Finanzierungsfragen und der Suche nach dem passenden Unternehmen konfrontiert.
Zur Unterstützung stellte die IHK praxisnahe Angebote vor, darunter die Plattform „nexxt-change“ zur Kontaktvermittlung sowie die digitale „Unternehmenswerkstatt Deutschland“ mit Tools wie dem Unternehmenswertrechner.
Ihr Fazit: Wer frühzeitig plant, sichert nicht nur die eigene Zukunft, sondern auch die des Unternehmens – und übernimmt Verantwortung für Mitarbeitende, Kunden und den Fortbestand des Betriebs.
Stimmen aus der Praxis und kollegialer Austausch auf Augenhöhe
Das Thema Nachfolge wurde besonders greifbar durch ein Live-Interview mit einem Übergeber und einer Nachfolgerin bzw. einem Nachfolger. Sie berichteten offen über ihren gemeinsamen Übergabeprozess – von Herausforderungen und Unsicherheiten bis zu Erfolgen und gegenseitigem Vertrauen. Dabei wurde klar, dass eine erfolgreiche Nachfolge weit mehr als Zahlen und Verträge erfordert, nämlich vor allem zwischenmenschliche Verständigung.
Anschließend konnten die Teilnehmenden in einer interaktiven Fallberatung eigene Fragen einbringen. In kleinen Gruppen tauschten sie sich über individuelle Situationen aus und ordneten sich in die passende Nachfolgephase ein. Der offene Rahmen ermöglichte ehrliche Gespräche, neue Perspektiven und konkrete Impulse.
Zum Abschluss fasste eine gemeinsame Gesprächsrunde zentrale Erkenntnisse zusammen und bot Raum für persönliche Reflexion und Motivation. Viele nutzten die Gelegenheit, bestehende Kontakte zu vertiefen oder neue Verbindungen zu knüpfen. So endete das Mittelstands-Forum Allgäu 2025 als gelungene Mischung aus persönlichem Dialog, fachlichem Input und wertschätzender Atmosphäre.

Nachfolge aktiv gestalten – mit dem passenden Seminarangebot
Viele Gespräche beim Mittelstands-Forum Allgäu 2025 zeigten: Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der weit über juristische, steuerliche oder finanzielle Fragen hinausgeht. Emotionale Spannungen, Kommunikationsprobleme und festgefahrene Erwartungen können auch gut vorbereitete Übergaben erschweren.
Genau hier setzt unser Seminar „Unternehmensübergabe – mehr als Finanzen und Recht: Wenn es hakt im Nachfolgeprozess, was tun?“ an. Es richtet sich an Übergebende und Nachfolgende, die auf Hürden gestoßen sind oder eine Übergabe ganzheitlich betrachten möchten. In einem geschützten Rahmen beleuchten wir zwischenmenschliche Dynamiken, typische Stolperfallen und emotionale Herausforderungen – und entwickeln gemeinsam praxisnahe Lösungsansätze, um den Prozess wieder in Gang zu bringen.
Das Seminar bietet Fachwissen, Raum für Reflexion und Austausch. Wenn du das Gefühl hast, dass bei deinem Nachfolgeprozess mehr dahintersteckt als Zahlen und Verträge, bist du hier genau richtig.
Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit findest du direkt auf unserer Website – wir freuen uns auf dich!
Weitere Artikel
-
Mit Vorurteilen aufräumen! – Fakten zum Fachwirt, Meister und Co.
Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche verdient man keineswegs generell mehr als ein Nicht-Akademiker. -
Unsere Dozentinnen und Dozenten – aus der Praxis für die Praxis
Um die unentbehrliche Praxisorientierung unserer Lehrgänge zu garantieren, setzen wir vor allem Dozenten ein, die im Hauptberuf... -
Unsere Weiterbildungsformate
Diese speziellen Vorbereitungslehrgänge auf öffentlich-rechtliche Weiterbildungsprüfungen dauern zwischen 400 und 1.080 Unterrichtsstunden.